(Foto: Alexander Frank / afAktiv)
Das Konzert am 13.01.2012 in der Dachauer Kulturschranne wurde mit folgenden freundlichen Artikeln kommentiert. Karl Maria Beneman richtet seinen ausgesprochenen und förmlichen Dank an die jeweiligen Autoren und wünscht dem geneigten Leser viel Vergnügen bei der Lektüre.
Ein fauler Apfel mit Botschaft
Mit Liebesliedern ist das so eine Sache. Das kann textlich ganz schnell nach hinten losgehen. Wie bei Karl Maria Beneman. Bei ihm allerdings mit Absicht.
„Wär ich König, mein Volk müsste hungern, nur für Dich“, singt der Mann mit den langen Dreadlocks mit einem Schmunzeln. Überhaupt schmunzelt er ziemlich viel, bei seinem Gastspiel in der Dachauer Kulturschranne. Man hat den Eindruck, er muss selbst ab und an über seine Texte lachen. Wer kann es ihm verdenken, denn nur wenigen gelingt es, politische Botschaften mit soviel Humor zu vermitteln, wie diesem Münchner Studenten. Dabei beschränkt er sich nicht auf ein bestimmtes Thema, er rackert einfach alles ab, was ihm gegen den Strich geht: Despotismus, Konsumwahn, Korruption, Faschismus, Schönheits-OPs, alles in allem ein ironischer Feldzug gegen das „marode System“. Denn „das Problem in unserem Staat ist, dass das Volk keine Lobby hat“, schlussfolgert Beneman mit markant nasaler Stimme. Und um die Ironie auf die Spitze zu treiben, sind seine kritischen Texte in eine Hülle aus ansteckender Gute-Laune-Musik verpackt. Begleitet wird Gitarrist und Reimemonster Beneman vom „unglaublichen Party-Schorsch“ am Kontrabass, Ras Monjane an den Percussions und dem tantrischen Gesangszirkel, der ganz nebenbei auch noch als ultimatives Flöten-Duo fungiert. Zur Einstimmung waren kurzfristig Lupin Gitarrist Lukas Hefner und Sängerin Julia Nagele mit einem Acoustic-Set eingesprungen. Sein Programm „Laserlieder“ hat Beneman im vergangenen Jahr schon im Dachauer Freiraum präsentiert. Viele der damaligen Zuhörer pilgerten nun auch in die Kulturschranne, über hundert Gäste waren erschienen. Und das junge Publikum machte Stimmung, jedes noch so kleine Flötensolo erntete tosenden Applaus, Benemans absurde Textkompositionen sowieso. Seit 10 Jahren gastiert der Reggae-Lyriker auf deutschen Bühnen. Auch in Dachau ist er schon mehrmals aufgetreten. Vor allem als Frontmann der Band Irie Invaders hat er sich in den Köpfen einer breiten Hörerschaft dauerhaft eingebrannt.
So schnell werden ihn die Gäste in der Kulturschranne auch nicht vergessen. Und das obwohl die Musik an diesem Abend nur die Nebenrolle spielte. Karl Maria Benemans Botschaft sind seine Texte, selbst wenn eines seiner letzten Lieder dann wieder in aller Breite vom Verzehr eines faulen Apfels erzählt. Aber vielleicht ist ja sogar da noch ein versteckter Sinn enthalten. Und wenn nicht, lustig war es trotzdem.
(Dominik Göttler, Merkur Jugendseite, Landkreis Dachau)
Link: http://www.merkur-online.de/lokales/dachau/jugendseite/allgemein/fauler-apfel-botschaft-1569571.html
Cool und lässig
Karl Maria Benemanns Gesellschaftskritik im Reggae-Format
Dachau – Im Publikum dominieren Rastazöpfe, kunstvoll auf die Köpfe drapiert, und weite Pullis mit Folklore-Mustern. Viele der etwa 100 Zuhörer zählen sich zum Freundeskreis der Band und kennen die meisten Lieder. Außerdem sind Karl Maria Benemann und seine Freunde mittlerweile in der Region München sehr bekannt, weil sie den Wettbewerb in München „Laut gegen Brauntöne“ Ende vergangenen Jahres gewonnen haben. Für den Auftritt in der Dachauer Kulturschranne hat sich Benemann herausgeputzt, zuvor saß er noch unscheinbar mit dickem Schal, schwarzem Haartuch und Pulli in der Eckbank. Jetzt wippen seine hochgebundenen Zöpfe bei jedem Schritt mit.
Er stellt sich auf der Bühne vor mit den Worten: „Ich bin Karl Maria Benemann. Das erkennt man daran, dass ich ein Sakko anhabe.“ Dann präsentiert er seine gut gelaunte, durchgehend lachende Band: Den Kontrabassisten Party-Schorsch, den Percussionisten Ras Monjane und den Tantrische Gesangszirkel. Zu keiner Sekunde des Konzerts in der Kulturschranne entsteht eine Distanz zwischen Musikern und Publikum. Als Running Gag zieht sich der verpasste Einsatz eines Klarinettensolos durch den Abend, verbunden mit chaotischem Blättern im Textbuch. Die Band nennt ihre Stücke Laserlieder, die im Februar auf einem Album erscheinen werden. Was „das Worte“ bedeuten soll, weiß Benemann selbst nicht genau. Aber das Worte gefällt ihm.
Die nicht immer klischeefreien Themen reichen von Politik, virtuellen Existenzen und Software-Piraten über Hardcoresex und Antifaschismus bis zur Emanzipation einer Frau, die mit High Heels erschöpft von der Arbeit kommt. Die abgedroschene Folgerung: Deshalb sei es für die Männer an der Zeit, ihr Bier selbst zu holen. Trotzdem: Anders als viele nuschelnd-melancholische Singer-Songwriter setzt er auf Humor und Aktion, wie es sich eben für Reggae und Funk gehört; cool und lässig. Dazu passt der Ausklang im selbstverwalteten Jugendzentrum Freiraum.
(Aline Pronnet, Süddeutsche Zeitung, Landkreis Dachau)