‘Karl Maria Beneman & der tantrische Gesangszirkel – Laserlieder’ / Album-Review aus dem Jahre 2012 von Danyela Demir.
Von Poetischen Momenten und Unbequemen Wahrheiten
Karl Maria Benemans Laserlieder sind scharf und analytisch, ohne dabei didaktisch zu sein, oder an Humor und Lyrik zu verlieren.
Veröffentlicht wurde das erste Solo Album des Künstlers im April. Unterstützt wird er darauf vom tantrischen Gesangszirkel, dem unglaublichen Party-Schorsch am Bass, und Ras Monjane (Percussion). In einer Veranstaltungsankündigung wird das Genre gar nicht so unpassend als Cyber-Roots-Folk bezeichnet. Die Songs glänzen vor allem aufgrund ihrer hervorragenden sprachlichen Gewandtheit und ihrer thematischen Bandbreite. Es geht um Politik- und Kapitalismuskritik (Warum Ficken, Sperrt sie ein, oder Warum Nicht), im Internet konstruierte Identitäten (Digitale Existenz), und gescheiterte Liebesbeziehungen (Leere Welt), um nur ein paar Themenbereiche zu nennen. Das minimalistische Percussion Spiel untermalt gekonnt die Texte. Klarinette und Blockflöte des tantrischen Gesangszirkels verleihen den Songs eine zauberhaft charmante, zuweilen melancholische Note.
Die unterschiedlichsten sprachlichen Register treffen in den Texten aufeinander. Geradezu archaische Worte wie etwa Frauenzimmer, in all seiner Bedeutungsvielfalt, Anglizismen (Vibe, gemailt, oder Download), äußerst explizite Sprache (wobei ficken nur der Anfang ist), mischen sich mit lyrischen Zeilen und erscheinen kaum noch kontrastiv sondern als sprachliches Ganzes, aber auch geradezu wehmütige, lyrische Momente fehlen nicht, wie etwa in Leere Welt: „Und nichts, das etwas daran ändert. Die Welt dreht sich in ihrer Bahn. Alles, das anfängt, das endet.“
Ein sprachliches Highlight des Albums ist ohne Zweifel der Song Softwarepiraten. Man hört die Wellen rauschen, ein Schiff treibt auf offener See, und sind das Möwen im Hintergrund? Und wäre der Titel nicht schon so verräterisch, man könnte – gerade am Anfang des Liedes – denken, es läuft ein „echter“ Piraten Song: „Am Horizont Beute, uns funkeln die Augen, denn wir sind gierig, Schätze zu Saugen.“ Aber nein, hier geht es nicht um Gold- und Silberraub, sondern natürlich um Datenklau, wobei Piraten- und Softwaresprache kunstvoll miteinander vermischt werden.
Das Album ist jedoch nicht nur geprägt von sprachlichen Kontrasten, von dem, was zwischen den Zeilen steht. Vielmehr scheint es, dass die Ironie, der Witz und Humor der Texte und die zuweilen zynischen Kommentare musikalisch untermauert werden. Eine Blockflöte, das Instrument, das die Meisten Hörer mit Kindheit und Schule verbinden werden, in ein Lied einzubauen, indem es u. a. darum geht, im Alter nicht vor sich hin vegetieren zu wollen, sondern in Würde sterben zu können, mag beim ersten Hören vielleicht leicht und witzig klingen, hinterlässt aber spätestens auf den zweiten Blick einen melancholischen Nachgeschmack. Gut, dass das Lied eine spöttische, letzte Strophe hat, die alles ein bisschen erträglicher macht.
Insgesamt ist das Album also rundum wunderbar gelungen, und es lohnt sich, die Augen zu schließen und genauer hinzuhören. Man wird mit Details belohnt. Es fehlt nur eines: Die noch charmantere und witzigere Note, die den Laserliedern nur bei einem Live Auftritt verliehen werden kann.
(Album-Review aus dem Jahre 2012 von Danyela Demir. Vielen Dank!)
Karl Maria Beneman & der tantrische Gesangszirkel – Laserlieder
Amazon-CD: http://www.amazon.de/dp/B007XRGW2S
Amazon-Mp3: http://www.amazon.de/dp/B007TZO5T6
Itunes-Mp3: http://itunes.apple.com/de/album/laserlieder/id518332492